Lieber Thomas,
meine ersten Kindheitserinnungen an Dich sind noch immer umwoben von einem Hauch des Besonderen. Deine Besuche waren nie übliche Verwandschaftsbesuche. Wenn Du kamst, war es für alle immer etwas Besonderes. Für mich kam der große, der bewunderte - heute würde man wahrscheinlich sagen der „coole“ Onkel - auch wenn Du am liebsten einfach nur der Thomas warst.
Es kam jemand zu Besuch, der nicht nur aussah, als käme er von einer Weltreise, sondern es kam jemand, den auch die Aura eines Weltenbummlers umwehte. Selbst wenn er „nur“ aus Hamburg oder aus Dänemark kam. Ein offener, neugieriger Geist, ein tiefgründiger Denker und bei aller körperlichen Ausstrahlung von Größe und Stärke ein enorm emotionaler, empathischer, sensibler Kerl. Dass man sich als Mann keiner Tränen der Freude, der Rührung oder der Trauer zu schämen braucht, das habe ich von Dir gelernt. Dass viele alltägliche Oberflächlichkeiten absolut nichtig sind, solange nur die innere Haltung stimmt, auch.
Unvergessen sind unsere Badmintonspiele, später unsere stundenlangen, durchaus verbissenen Quizudellmatches und viele tiefe Gespräche. Von Dir habe ich meine Karl May Bücher und meine ersten Fußballschuhe. Du warst der Held meiner Kindheit. Eine große, nicht immer auch eine einfache Persönlichkeit, aber welche große Persönlichkeit ist das schon... Die Lücke, die Du hinterlässt ist riesig. Als wir uns das letzte mal gesehen haben, hast Du mir eine gute Reise nach Børsmose gewünscht und die hatte ich. Heute muss ich Dir eine gute Reise wünschen. Aber bei Dir Weltenbummler habe ich keine Sorgen, daß auch Du eine gute Reise haben wirst. Du kommst in jeder Hinsicht immer gut an und auch wenn ich Dich unglaublich vermisse, einen Teil von Dir habe ich für immer bei mir. Machs gut altes Haus!
Dein Jan